„ZUKUNFT BRAUCHT HERKUNFT“ (ODO MARQUARD)

 

2023/24 jährt sich die Revolution 1848/49 zum 175. Mal: Ein Kampf zwischen Volkssouveränität und Gottesgnadentum, zwischen Unterdrückung und Selbstbestimmung, um die Einheit der Nation. Die Anfänge deutscher Demokratie. Also um Freiheiten, wie wir sie heute kennen und um die weltweit wieder oder immer noch gerungen wird. Grund genug, diesen bis in unsere Zeit nachhallenden Ereignissen und Personen unsere besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sich ihrer lebendig zu erinnern.

„Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ (Sören Kierkegaard)

Die Revolution wurde blutig niedergeschlagen. War sie gescheitert? Oder nur unvollendet? Wollte man zu früh zu viel? Jedenfalls leitete sie einen Wandel ein, der nicht mehr aufzuhalten war.

Unsere Geschichte

Natürlich ist es unmöglich, die gesamte Komplexität dieser Zeit in einer Theaterproduktion aufzuzeigen. Aus diesem Grund wollen wir uns in einer kompakten, ca. 90-minütigen Inszenierung auf einige Ereignisse und Personen der Epoche zwischen März 1848 und Juli 1849 fokussieren, die wir als besonders entscheidend und wichtig erachten.

Und auf drei wesentliche Orte:

  • Berlin als Sitz des preußischen Königs und als ein Zentrum der reaktionären Macht
  • Die Nationalversammlung in Frankfurt als Ort des zähen Ringens um Demokratie und gleichzeitig rasanten Erfindens demokratischer Strukturen
  • Baden als wesentlicher Brennpunkt revolutionärer Aufstände und schließlich auch deren tragischen Scheiterns

Unser Stück beginnt mit einer kurzen, rasanten Szene als Einführung in die wichtigsten Ereignisse des Vormärz.

Drei Handlungsstränge ziehen sich als Parallelmontagen durch das Stück:

Adam Röhl, ein Polizeibeamter aus Hohenzollern-Sigmaringen, zur Hospitation bei der preußischen Polizei delegiert, trifft in den Wirren der Berliner Barrikadenkämpfe auf Caroline Steigleder, die sich als Prostituierte durchschlagen muss. Beide sind entsetzt von den Gewaltexzessen des Militärs und setzen sich aus unterschiedlichen Gründen nach Süddeutschland ab, um sich dort den Revolutionären anzuschließen.

Die Zuschauer werden Zeugen hochemotionaler Begegnungen im Schloss des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. mit seinem konservativen Vertrauten Joseph Maria von Radowitz und General Karl von Prittwitz, Kommandant der Garde-Infanterie. Im Verlauf des Stückes kommt es zum Kotau des gedemütigten Monarchen vor den Toten der Barrikadenkämpfe und dessen schwarz-rot-goldenem Scheinbekenntnis zur Freiheits- und Einheitsbewegung.

Ein weiterer Handlungsstrang sind die dramatischen politischen Konflikte im Vorparlament und in der Nationalversammlung. Wir verdeutlichen das Auseinanderdriften der politischen Positionen und Haltungen am Beispiel einiger Protagonisten der Revolution, wie Friedrich Hecker, Amalie und Gustav Struve, Robert Blum, aber auch des liberalen Friedrich Daniel Bassermann.

Der Heckerzug und der Struveputsch werden thematisiert.

Unsere Figuren werden mit dem Tod Blums in Wien, sowie der blutigen Niederschlagung der Badischen Revolution durch preußische Truppen immer stärker in die dramatischen Ereignisse hineingezogen.

Das Stück endet mit der Kapitulation der Festung Rastatt.

In einem kurzen Epilog halten Struve und Blum einen Rückblick auf die damaligen Ereignisse aus heutiger Perspektive.

In historischen und selbst komponierten Liedern werden besondere Ereignisse und Protagonisten der Revolution, aber auch Phänomene, wie die europäische Dimension der Volksaufstände, musikalisch eingebettet.